Persönliche Gesänge
Hörbare Gesänge


Heute fand ich ein paar
dürre, bleiche Knochen

Und las sie auf,
tat sie in einen Sack,

Sie auszuwerfen
und die Zukunft zu befragen,

Wenn mich modernes Zeug
im Stich gelassen hat.





Die Geister enthüllender
Geist der Liane,

deine Weisung
suchen wir nun,

daß wir Vergangenes
in die Zukunft tragen,

daß wir unsere Welt
bis ins Kleinste verstehen

und unser Leben
zum Guten sich wende.

Offenbare die Geheimnisse,
der wir bedürfen.





O höchst mächtiger Geist

aus dem Busch
mit den duftenden Blättern,

wieder sind wir hier,
Weisheit zu suchen.

Gib uns Gelassenheit
und gib uns Weisung,

dass wir verstehn
das Geheimnis des Waldes,

das Wissen unserer Ahnen.





Alles, was ist,
ist lebendig.

An einer steilen Uferböschung
spricht eine Stimme zu mir.
Ich habe den Herrn
dieser Stimme gesehen.
Er neigte sich mir zu,
ich sprach mit ihm, er antwortete
auf alle meine Fragen.

Alles, was ist,
ist lebendig.

Graues Vöglein
mit der blauen Brust
singt in einem hohlen Ast.
Die Vogelfrau singt ihre Schamanenlieder,
ruft ihre Geister zum Tanz, ihre Trommel
ist der Specht am Baum
mit seiner Trommelnase.
Wenn die Axt
in seine Seite schlägt,
schüttelt sich der Baum,
heult wie eine Trommel
unter dem Schlegel.
Das alles zur Antwort auf meinen Ruf.

Alles, was ist,
ist lebendig.

Die Lampe geht umher,
die Mauern des Hauses haben Zungen,
auch der Nachttopf lebt
in seiner eigenen Welt.
Die Häute, die sonst
in ihren Säcken schlafen,
reden miteinander die ganze Nacht.
Die Geweihe auf den Gräbern
erwachen und formieren sich zu einer Prozession
rund um die Grabhügel,
während die Toten selbst sich erheben
und die Lebenden besuchen.



Lied eines Tschuktschen-Schamanen