Ahnenverehrung


Für nahezu 96 Prozent der Weltbevölkerung sind rituelle Opferungen und Gebete für verstorbene Blutsverwandte ein wesentlicher Bestandteil des täglichen Lebens.Chinesen, Koreaner, Inder, Japaner und Tibeter sowie große Teile der Bevölkerung von Südamerika, Mexiko, Kuba, Bali, Indonesien, Polynesien, der Mongolei, dem ostbaltischen Raum, Island und Neuguinea erweisen ihren Ahnen Respekt und bitten sie um Rat. Doch da die meisten von uns in der westlichen Welt in der christlichen oder jüdischen Tradition erzogen worden sind, die Ahnenverehrung ablehnt, neigen Westler diesbezüglich zu Skepsis. Doch Ahnenverehrung fügt sich perfekt in die ganzheitliche Sicht von physischer und spiritueller Welt ein.
Während es bei uns nur üblich ist an Allerheiligen und Allerseelen, ev. auch am Geburtstag und am Todestag der Toten zu gedenken, wird in in anderen Kulturen dies täglich praktiziert.

Als Beispiel führe ich hier ein Ahnenritual an, das etwas abgewandelt vom Ifa-Kult aus Nigeria stammt.
Braucht man Rat und Hilfe eignet sich dafür hervorragend ein siebentägiges Ritual. Für die einfachste Durchführung des Grundrituals braucht man ein sauberes Glas, naturbelassenes Wasser, eine weiße Kerze und genug Disziplin, um an sieben aufeinanderfolgenden Tagen dreizehn Minuten täglich zu erübrigen. Sieben Tage lang zündet man, jeden Tag zur gleichen Zeit, die Kerze an und spricht Gebete für die Ahnen. Jeden Namen dreimal aufrufen, und nachdem man ihnen Liebe und Danksagungen dargebracht hat, Wasser zur Kühlung und Erfrischung, und die Kerze, um Licht und Energie zu spenden, bringt man seine Probleme vor. Damit ist nicht gemeint, daß um ein neues Paar Schuhe gebeten wird, oder sich Freund bzw. Freundin wieder meldet. Nur in wirklich schwierigen Lebenslagen werden die Ahnen um ihre Intervention gebeten. Wenn keine Probleme vorliegen, dann bittet man einfach um ihren Schutz und ihre Führung, um Gesundheit und um Wohlstand für sich und seine Familie.
Natürlich kann man ebenso einen Ahnenaltar machen, der ständig da ist. Mit Fotos, Bildern und Dingen bestückt, die für die Vorfahren etwas bedeuten. War z. b. jemand ein Freund des Kartenspiels, so kann sich ein Deck Karten bei den Gegenständen befinden, Tabak, Pralinen, etc. dem sind keine Grenzen gesetzt, außer die des Platzes :-)). Bei Bildern ist darauf zu achten, das sich kein noch Lebender darauf befindet.
Man sollte sich im Klaren sein, daß, wenn man sich mit einem speziellen Problem an die Ahnen wendet, die Lösung in vielerlei Gestalt auftreten kann. Von Träumen angefangen, bis Geschichten, die einem von einem verstorbenen Onkel erzählt werden, in der sich die Lösung befindet, etc. Einfach offen sein...aber das weiß ja jeder schamanisch Arbeitende.



Obiges bezog sich jetzt auf Blutsverwandte. Klarerweise kann man dies aber auch mit Seelenverwandten, bzw. Geistesverwandten machen. Künstlerisch Tätige nehmen sich gerne berühmte Vorbilder, oder man findet die geistigen Ahnen bei einer schamanischen Reise, und ehrt sie dann zuhause mit so einem Altar.
Bestes Beispiel ist eine Freundin von mir, die sich sehr stark zum Sufismus und der dazugehörigen Musik hingezogen fühlt. Sie spielt Nei, eine besondere Form einer Flöte, die man erst nach einigen Jahren Übung wirklich beherrscht.
Meine Freundin spielte bereits nach etwas über einem Jahr fast perfekt, obwohl normalerweise Nei-Spieler da erst die ersten Töne aus dem Instrument locken. Sie hat zuhause Bilder berühmter Nei-Spieler aufgehangen, an diesem Platz übt sie auch, und sie sieht sie als ihre musikalischen Ahnen.


Das die Einladung an die Ahnen, ihr "wohnen" am Ahnenaltar auch ganz direkte Auswirkungen haben kann, mag dieses Erlebnis zeigen, bei dem ich Hilfe von den Ahnen erhielt.

Lausche mehr den Dingen als den Wesen.
Lausche mehr den Dingen als den Wesen.
Es ist der Atem der Ahnen,
wenn die Stimme des Feuers ertönt.
Es ist der Atem der Ahnen,
in der Stimme des Wassers.
Die, die gestorben, sind, sind nie, nie gegangen.
Die Toten sind nicht unter der Erde.
Sie sind in den rauschenden Bäumen.
Sie sind in den knarrenden Wäldern.
Sie sind im wispernden Gras.
Sie sind in den stöhnenden Steinen.
Die Toten sind nicht unter der Erde.

Birago Diops